Dienstag, August 01, 2006

5. Etappe: Chamonix (F) - Aiguebelle (F) 113,91 km


Die Daten zur Etappe:

Fahrzeit:
5:12:41 - avg. 21,8 km/h - max. 56,3 km/h
Wetter:
min. 16°C - max. 36°C, Start im Nieselregen, eklig & kalt, dann immer besser und am Ende beide mit Sonnenbrand

Höhe:
am Start: 1.040 m - im Ziel: 328 m
Höhenmeter:
1.103 m hoch - 1.823 m runter - max. 1.104 (Megève)
Steigung/Gefälle: avg. 6%/6% - max. 13%/15%

Der Tag: Begann exakt so trübe wie der Vorabend endete. Der Mont Blanc hüllte sich in einen Mantel aus Regen und Nebel. die Füße unseres amerikanischen Mitbewohners aka "Bigfoot" stanken immer noch und das Frühstück war ebenso rationiert wie das Abendessen des Vorabend und so weiter.
Also ging es nach konzentriertem Packen und Auschecken wieder relativ früh auf unsere schon schmerzlich vermissten Sättel. Abfahrt 9.30 Uhr - wetter- und streckentechnisch eher ungewiss. Nach drei Kilometern gemütlichen Rollens durch Chamonix und Vororte der erste Schock: Die Route Nationale, die uns um den Berg herum geführt hätte, war eher eine Autobahn und natürlich für die 2 "Velo-Buben"gesperrt.
Konsequent ging es dann über die Departementale in Berg- und Talfahrt voran auf einsamen Wegen kämpften wir uns erst 300 Meter hoch, um direkt wieder runter geschickt zu werden. Schönes Intervall-Training. Nachdem wir uns das erste Mal über die französische Straßenregelung aufgeregt hatten, ging es in einer schönen und steilen Abfahrt von Chedde wieder ins Tal nach Le Fayet. Da in den Alpen Auf und Ab nicht weit voneinander entfernt sind, kam auf der anderen Seite des Örtchens der Aufstieg Richtung Megève. Zum Glück hatten wir spätstens jetzt die morgendliche Antriebsschwäche abgelegt. Nachdem Sebi in Megève im wahrsten Sinne umsatteln konnte und eine andere Radhose probierte, stürzten wir uns hinab Richtung Supermarkt - das dachten wir zumindest. Nach 45 Kilometern Berg- und Talfahrt hatten wir auf Ersatz für die fünf dünnen Scheiben Baguette des Frühstücks gehofft, doch unsere Kohlenhydrat-Speicher wurden auf eine harte Probe gestellt. Das Tal der Arly erwies sich als Supermarché-freie Zone. Also artig weiter strampeln.
Die Streckenführung war durchaus Ansprechend, zudem wurde das Wetter immer besser. Unter Applaus der französischen Autofahrer nahmen wir die vorerst letzte Bergwertung und wurden mit der bis dahin schönsten Abfahrt hinunter nach Ugine belohnt.
Dem Großeinkauf im örtlichen Champion folgte ein opulentes Mahl. Ein Baguette pro Kopf, diverse Aprikosen und leckeres Gesöff aus Milch & Fruchtsaft.
Mit schwerem Bauch gings ander Isère entlang nach Albertville. Dort versorgte uns die nette Dame des Office du Tourisme mit einer Karte der Umgebung, denn der folgende Streckenabschnitt fehlte leider in Karstens gut sortierter kartographischen Sammlung. Also weiter durchs Tal der Isère, das schon mit der ordentlichen Portion Gegenwind auf uns wartete. Inzwischen ermüdet (von Wetter, Wind und Waffeln) fällten wir dann in Aiton nach Rücksprache mit einer Ortskundigen Gärtnerin folgenden Entschluss: Letztes Teilstück bis Aiguebelle, dort entweder a) umsatteln am Gare SNCF oder b) eine Herberge für die Nacht erkunden.
Wir entscheiden uns für Möglichkeit a) und blicken leider nicht auf Anhieb die französischen Zugfahr-Modalitäten. Doch zum Glück ist der Zugbegleiter Mitarbeiter des Jahres der Nationalen Personenbeförderungs-Union. Kurzerhand verkauft er uns zwei Tickets für Reisende unter 25 Jahren (vielen Dank dafür) und macht uns darauf aufmerksam, dass es sogar ein Fahrrad-Abteil gibt (Aber wie erkennt man das???). Doch dem nicht genug. Er ermittelt noch die Verbindung nach Grenoble und gibt Auskunft über Gleis und Namen des Umstiegsortes.
Dank SNCF haben wir 40 km gespart und landen in der modernsten Jugendherberge Frankreichs (mindestens 10 Sterne) in Grenoble. Beinahe wären wir sogar zu Zweit in unserem Zimmer dieser Edel-Absteige geblieben, doch kurz vor Rezeptions-Schließung taucht noch ein Gast auf. Wohin mit ihm? Na klar, zu den 2 bekloppten Deutschen mit lustigen Fahrrad-Klamotten. Egal, der erste Vin de Pays ist schnell geleert. Sehr lecker. Knallt aber ziemlich. Demnach sollte es keine Einschlafprobleme geben...

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