Ok, eigentlich wollte ich mich vor dem Bergzeitfahren in Lind drücken und im Bett liegen bleiben. Mein Biorhythmus und kühle 13 Grad Außentemperatur am Sonntagmorgen um 9 Uhr in Bad Münstereifel ließen mich nicht gerade frohlocken. Aber dann kämpfte sich doch der ein oder andere Sonnenstrahl durch die Wolkendecke und ich schwang mich zunächst in die Klamotten und dann aufs Rad. Der Weg zum Startort nach Ahrbrück sollte zum Warmfahren genügen. Mit ein paar Schlenkern stand ich also nach knapp 30 Kilometern an der Startrampe - mit mir allerdings rund 25 weitere Anwärter auf die Bestzeit am Berg. Die unumgängliche Wartezeit bis zum Start vertrieb ich mir mit der Einschreibung am Start und mit der Befestigung eben dieser Nummer an meinem Velo. Nach gut 20 Minuten durfte ich mich dann auf der Startrampe postieren und sämtliche positiven Effekte des Einrollens waren inzwischen passé. Die Muskulatur war wieder kalt und ein leichter kühler Gegenwind verhieß nichts Gutes. Egal, 10....5,4,3,2,1---LOS!
Ich rolle von der Rampe, gehe aus dem Sattel und beschleunige. Der Puls schnellt in die Höhe und bereits nach den ersten 2 Kehren brennen meine Lungen. Ich denke ans Aussteigen, doch dafür bin ich nicht hier. Den mindestens Vorletzten Platz schaffe ich auch im Schonganng... Spannend, was mir plötzlich so alles durch den Kopf geht. Ohne es zu merken, habe ich mich damit gekonnt abgelenkt und komme besser in Tritt. Soweit ist alles gut, der steilste Streckenabschnitt kommt allerdings noch. Kurz, aber nur ganz kurz kann ich die Vorzüge der abgesperrten Straße genießen. Die Kurven schneidend, nehme ich die Ideallinie durch das bewaldete Teilstück. Nun wird es für knapp 100 Meter flacher, bevor der letzte Kilometer steil anzieht. Drei vor mir gestartete Fahrer kommen in Sichtweite. Mich packt der Ehrgeiz sie noch einzuholen. Kaum habe ich das Trio passiert, merke ich, dass das ein Fehler war. Neben den Lungen brennen die Oberschenkel und im Mund fällt mir dezenter Blutgeschmack auf. Die letzten 200 Meter sind die steilsten. Das Ortsschild von Lind habe ich hinter mir gelassen und ich komme in Sichtweite der Zuschauer und des Streckensprechers an der Ziellinie. "Mit der Nummer 109 - Sebastian..." Mehr höre ich nicht. Mit Tunnelblick trete ich den Gang bis über den Zielstrich,steige 20 Meter weiter irgendwie vom Rad und bin für die nächsten 10 Minuten nicht ansprechbar. Nach Luft japsend sitze ich auf dem Eifler Trottoir. Doch je weiter sich mein Puls normalisiert, desto breiter macht sich ein Gefühl der Genugtuung zumindest alles gegeben zu haben. Das war also mein allererstes Radrennen bzw. um genau zu sein Bergzeitfahren...
Der Streckensprecher kündigt nun an, dass der Vorjahressieger unten gestartet ist. Den schau ich mir noch an und dann rolle ich wieder gen Kurstadt. Knapp 10 Minuten später ballert ein maximal 60kg-Mensch über die Ziellinie. 9:57 Minuten - neuer Streckenrekord. Ich bin mit meinem Resultat mehr als zufrieden. Die 13:03 Minuten bedeuten Platz 33 unter 121 Fahrern. In meiner Altersklasse reicht es sogar für Rang 19. Schade, dass es keine Ü80kg-Wertung gibt. Da wär' ich ganz weit vorn ;-)
Ein großes Lob geht an dieser Stelle an den Radsportverein Altenahr, der es mit viel Idealismus und Engagement geschafft hat ein familiäres und daher entspanntes Event zu etablieren.
Der zweite Programmpunkt des Tages verläuft ebenfalls erfolgreich. Gegen die Zülpich Eagles fährt mein Baseballteam endlich den ersten Saisonsieg ein. Mit 2 Homeruns und einem 2-Run-Double habe ich maßgeblichen Anteil am Erfolg und mir wird sogar die Ehre des Spielers der Woche zuteil. Wenn nun noch Yogis Elf gewinnt, wirds ein perfekter Sonntag. 4:0 - optimal!
3 Kommentare:
nicht schlecht... überhaupt gar nicht schlecht... Aber Blutgeschmack? Ernsthaft?
Nicht dass ich soweit hätte lesen müssen um zu kapieren, dass das für mich nix wär ;-).
Beeindruckt bin ich trotzdem. Also Glückwunsch zum Platz 33, zum Rang 19, zum allerersten absolvierten Radrennen, zum ersten Saisonsieg, zum Spieler der Woche (war das echt alles an einem Tag?)... und natürlich zum 4:0 :-D
vielen Dank, Lena. Aber sooo schlimm war es nu doch nicht. Sehr, sehr anstrengend aber auf eine ganz eigene Art auch schön :-)
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