Strecke: Hennef - Hamm (Sieg) - Hachenburg - Reichenborn - Kubach
Distanz: 123.82 km
Fahrtzeit: 5:00:10 h, Durchschnitt: 24.7 km/h
Maximale Geschwindigkeit: 82.7 km/h
Höhenmeter: 1572 m hoch, 1404 m runter
Steigung: durschnittlich: 6 % hoch, 5 % runter
maximal: 16 % hoch, 11 % runter
Nicht nur bei der Tour de Farce, nein auch beim großen Bruder - Sebis und Karstens grosser Schleife - wurde es schon vor dem Start Turbulent. Waren es letztes Jahr noch ein spanischer Gynäkologe, der den Start der Tour gefährdet erscheinen liess, sollten dieses Male eher blau-graue Regenwolken über dem Rheinland für Schlagzeilen und Verzögerung sorgen.
Denn um der Dusche von oben zu entgehen (welche Dusche ausser Sebis kommt nicht von oben?) ging es statt in Richtung Weltstadt Kubach montags ersteinmal noch zum Bike-Discount nach Bonn (der diesen Namen NICHT verdient), um die restlichen, unverzichtbaren Utensilien für die Tour (Handschuhe, Socken, Beinlinge, Nierengurte, Reifen, Kettenfett und ein Paket Weltfrieden) zu besorgen.
Durch diese Verzögerung erfolgte der Startschuss der Rad-Legionäre unter grossem Jubel der Fans erst am Dienstag um 9.30 Uhr, nachdem der S-Bahn-Transfer von Köln ins malerische Hennef an der Sieg erfolgt war. Nachdem schnell der Einstieg in die legendäre Route in Richtung Eitorf/Sieg gefunden wurde, kam die erste Überraschung: so gut auch die Ausarbeitung der Streckenführung durch den Obergeografen KK war - gegen willkürliche Streckensperrungen war man machtlos. Und da das Siegerland für seine sanften Steigungen ebenso wenig bekannt ist wie für einen guten Apfelstrudel, wurden gleich bei der zweiten Umleitung fleissigst Höhenmeter gesammelt. Aber guten Mutes ging es weiter in über Eitorf in Richtung Hamm/Sieg. Hierbei wurde auch die erste wirkliche Bergwertung genommen und die verkehrsarme Strassenführung von allen beiden Beteiligten genossen. Einer kurzen, aber schönen Abfahrt zurück an die Sieg folgte die Entscheidung, in die Bierstadt Hachenburg weiter zu reisen. Hier zeigte nun der Westerwald sein wahres Gesicht: die Architektur der Kleinstädte erinnert doch sehr an einen tristen Auszug aus einer Klaus-Bednarz-Doku (nicht umsonst heisst es in keiner Regionalsprache der Welt: "Pittoresk wie im Westerwald"), der Verkehr auf den Strassen glich tempomässig einem Formel-300-Rennen und weiterhin verhinderten Baustellen das Vorankommen auf flachen Wegen. Hinzu kam eine spätsommerliche Brise, die die gefühlte Temperatur auf gemessene 14°C hochschnellen liess.
So dann erfolgte der erste Stilbruch gleich am ersten Tag: Mittagspause bei BURGER KING! Welch Frevel, doch hier waren eindeutig die Aussicht auf eine windstille Lage und ein warmes Heissgetränk grösser als unser Radfahrerstolz. Also ging es in voller Montour in das amerikanische Schnellrestaurant... Da staunte der gemeine Westerwälder nicht schlecht. Was uns nach dem Konsum von einem Whopper, 4 Salamibroten, Pefferminztee, Müsliriegeln und einem Milchshake ebenfalls zum Staunen brachte, war die Anreise von Douglas Heffernan in seinem braunen Truck.
Anscheinend ist der Parkplatz des HachenBurgerKings mittäglicher Treffpunkt für alle shortragenden Paketlieferanten - dachte man zumindest zu diesem Zeitpunkt. In Wirklichkeit kreutzten zur Mittagszeit noch häufiger IPS-Lieferwagen unseren Weg, so dass sich Mr. Heffernans Mittagspause als running gag, ach nein, cycling gag unserer Tour entpuppte.
Der geübte K-Lauer wird übrigens die Mehrdeutigkeit der Wortneuschöpfung cycling gag durchaus erkennen (um aber gleich wilden Vermutung zu entgegenen - nein, Sebie hatte NICHT seine Tage!).
Gut gestärkt und um eine humorvolle Erfahrung reicher ging es weiter in die zweiten 60 Kilometer des Tages. Unnetterweise entpuppten sich die hochwesterwäldlerischen Steigungen als sehr direkt - was man im zwischenmenschlichen Bereich durchaus schätzen könnte, war hier weniger motivierend. Kurz gesagt: Rampe ist der richtige Ausdruck, flach anfangen und dann immer steiler werden, um ja keine Kurve oder gar Haarnadelkurve zu nehmen. Gut, Karsten liess wie immer die Rampensau raushängen, hängte sich noch kurz an einen einsamen, jungen Radfahrer in der Steigung kurz vor Waldernbach, aber da war bereits der nächste Stop in Sichtweite: In Reichenborn wurden Sebis Grosseltern ein kurzer Besuch abgestattet, Kaffee getankt und Sebi verköstigte sich noch mit herzhafter Hausmacher-Wurst.
Nach diesem kurzen Pitstop führte Karsten wieder das Peloton souverän über Löhnberg in die Schlusssteigung an der Gagernschule und über das hübsche Industriegebiet Weilburg nach Kubach. Nachdem Sebi feststellen musste, dass Oma Demmer die Puppen noch mächtig in Weilburg tanzen liess und sich in keinster Weise um die Ankunft ihres ausgezehrtern Lieblingsenkels kümmerte, zogen bei Radtouristen ersteinmal weiter in das Jugendhaus von KK - hier gab es eine heisse Dusche, jede Menge Kässpätzle, Internet für Ebay-Junkie Sebi,
und jede Menge Gesprächsstoff über die köhlersche Radtour durchs Münsterland.
Zum Abschluss des Abends ging es noch mit "Bumsi" Büttner in Weilburgs Szene-Kneipe #1, das Thommy's (nur echt mit einer kompletten Catcher-Uniform), und KK kam zu der Erkenntnis, dass man nach 125 km und 1500 Höhenmetern auch nach 2 Lord-Pils-Radlern schon lattenstramm sein kann.
Aber gut geschlafen haben wir...
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